Protoattische Keramik: Orientalisierendes Symposionsgeschirr in Athen

Entdeckt die faszinierende Welt der protoattischen Keramik und ihr orientalisches Symposionsgeschirr aus dem antiken Athen. Diese Kunstwerke bieten Einblicke in die griechische Kultur des 7. Jahrhunderts v. Chr. und zeigen die Meisterwerke berühmter Vasenmaler.

Protoattische Keramik: Orientalisierendes Symposionsgeschirr in Athen

Willkommen zurück auf Historia Arcana! Heute tauchen wir tief in die faszinierende Welt der protoattischen Keramik ein, insbesondere in das orientalische Symposionsgeschirr des antiken Athens. Diese Keramikstücke sind nicht nur Kunstwerke von großer Schönheit, sondern auch wertvolle historische Zeugnisse, die uns viel über die Kultur und Gesellschaft des archaischen Griechenlands verraten.

Einleitung

Die protoattische Keramik stammt aus der archaischen Periode der griechischen Kunst, genauer gesagt aus dem 7. Jahrhundert v. Chr. In dieser Zeit war Athen noch kein Zentrum der Demokratie, Philosophie und Poesie, wie wir es später kennen, sondern ein bescheidenes Städtchen. Doch gerade diese Zeit des Übergangs und der Entwicklung macht die protoattische Keramik so interessant.

Die Periode und ihre Forscher

Die Erforschung der protoattischen Keramik begann im späten 19. Jahrhundert. Der deutsche Archäologe J. Boehlau erkannte 1887 als Erster die Bedeutung dieser Keramikgattung und prägte den Begriff "frühattisch". Später setzte sich die Bezeichnung "protoattisch" durch. Einer der bedeutendsten Forscher auf diesem Gebiet war J. Cook, der in den 1930er Jahren eine umfassende Studie vorlegte, die bis heute als Standardwerk gilt.

Die protoattische Keramik

Die protoattische Keramik lässt sich in drei Hauptphasen einteilen: die frühprotoattische (700-675 v. Chr.), die mittelprotoattische (675-630 v. Chr.) und die spätprotoattische Phase (630-600 v. Chr.). Jede dieser Phasen hat ihre eigenen charakteristischen Merkmale und Entwicklungen.

In der frühprotoattischen Phase verwendeten die Maler noch Silhouettenfiguren und kombinierten Elemente der spätgeometrischen Kunst mit orientalisierenden Motiven wie Palmetten, Pflanzenornamenten und Fabelwesen. In der mittelprotoattischen Phase erschienen erstmals mythologische Themen in der attischen Kunst, und in der spätprotoattischen Phase entwickelte sich die schwarzfigurige Technik weiter.

Orientalisierendes Symposionsgeschirr

Eines der faszinierendsten Aspekte der protoattischen Keramik ist das orientalische Symposionsgeschirr. Diese Gefäße wurden für das Symposion, das gesellige Trinkgelage der Griechen, verwendet und sind oft reich mit orientalischen Motiven verziert.

Frühprotoattische Vasen

Die Amphoren der frühprotoattischen Zeit sind schlanker als ihre spätgeometrischen Vorläufer und zeigen einen weniger scharfen Übergang vom Hals zur Schulter. Einer der Hauptmaler dieser Zeit war der Analatos-Maler, dessen Werke sich durch ausdrucksstarke Figuren und reiche Verzierungen auszeichnen.

Mittelprotoattische Vasen

In der mittelprotoattischen Phase erreichten die mythologischen Darstellungen einen Höhepunkt. Vasenmaler wie der Polyphem-Maler und der New York Nessos-Maler schufen Meisterwerke, die Szenen aus der griechischen Mythologie zeigen. Diese Vasen sind nicht nur Kunstwerke, sondern auch wichtige Quellen für unser Verständnis der griechischen Mythologie und Kultur.

Frühschwarzfigurige Vasen

In der spätprotoattischen Phase entwickelte sich die schwarzfigurige Technik weiter. Vasenmaler wie der Berliner Maler A 34 und der Nessos-Maler schufen Werke von großer künstlerischer Qualität, die den Übergang zur klassischen griechischen Kunst markieren.

Symposion und Weinkultur

Das Symposion war ein zentraler Bestandteil der griechischen Kultur. Es war nicht nur ein geselliges Trinkgelage, sondern auch ein Ort der Diskussion, der Musik und der Poesie. Die Gefäße, die für das Symposion verwendet wurden, waren oft reich verziert und spiegeln die Bedeutung dieses Rituals wider.

Ein berühmtes Epigramm von Archilochos, einem griechischen Dichter des 7. Jahrhunderts v. Chr., lobt den Wein von Ismaros als den besten.

ἐν δορὶ μέν μοι μᾶζα μεμαγμένη, ἐν δορὶ δ᾽ οἶνος   Ἰσμαρικός, πίνω δ᾽ ἐν δορὶ κεκλιμένος.

Vielleicht konnten die Athener tatsächlich Wein von solcher Qualität genießen.

Fazit

Die protoattische Keramik ist ein faszinierendes Zeugnis der griechischen Kultur und Kunst. Sie zeigt uns nicht nur die Entwicklung der Vasenmalerei, sondern gibt uns auch Einblicke in die Gesellschaft und Kultur des archaischen Griechenlands. Wenn wir diese Kunstwerke studieren, können wir die Griechen nicht nur in ihren Steinen, sondern auch in uns selbst entdecken.

Vielen Dank, dass ihr diesen Artikel auf Historia Arcana gelesen habt! Ich hoffe, dass er euch einen Einblick in die faszinierende Welt der protoattischen Keramik gegeben hat. Bleibt neugierig und bis zum nächsten Mal!

Bibliographie und Abbildungen

  1. Boardman, John. Early Greek Vase Painting: 11th - 6th Centuries BC; A Handbook. London: Thames and Hudson, 1998, S. 83–140.
  2. Mannack, Thomas. Griechische Vasenmalerei: Eine Einführung. Stuttgart: Theiss, 2002, S. 95–109.
  3. Boardman, John. Athenian Black Figure Vases. Mainz: von Zabern, 1977.
  4. Beazley, J. D. Athenian Potters and Painters.
  5. Cook, J. Comprehensive Study of Protoattic Pottery.
  6. Morris, S. Monographie über den Schwarz-Weiß-Stil der mittelprotoattischen Periode. 1986.
  7. Walter-Karydi, E. Studien zur protoattischen Keramik. 1994.
  8. Whitley, J. Kontextuelle Bearbeitung der protoattischen Keramik. 1994.